Kuba im Mietwagen: Eine Erfahrung

Sieben Tage, genauer vom 18. bis 25. Februar 2016, war ich auf Kuba mit dem Auto unterwegs. Im Vorfeld unserer Mietwagenreise habe ich mich via Blogs und Reiseführer über die Leihwagen-, Straßen- und Verkehrssituation im Land informiert. Vieles stimmt, was es da zu lesen gab, einiges jedoch habe ich jedoch anders oder völlig anderes erlebt.

Nachdem die Insel angesichts der möglichen Aufhebung der US-Wirtschaftssanktionen gerade von Touristen überrannt wird und das Thema also virulent ist: Hier einige aktuelle Hinweise zum Thema Mietwagen in Kuba. Die sind natürlich hochindividuell – Ergänzungen oder Anmerkungen sind in der Kommentarleiste willkommen. (Impressionen zu „Land und Leuten“ gibt es hier übrigens nicht, die sollte jeder vor Ort sammeln. Nur so viel: Kuba ist die vielzitierte Reise  wert.) Also: ¡Ahora vamos!

Die Route: 

Unsere Reise führte uns von Havanna über Remedios in den Norden  (samt einem Abstecher über die 40 Kilometer lange Dammstraße  zur Insel Cayo Santa Maria), danach ging’s ins zentralkubanische Camagüey. Von dort aus in den Süden nach Trinidad und Cienfuegos (inklusive Ausflug zur Schweinebucht) und wieder zurück in die Hauptstadt Havanna. Hier der Überblick:

Die Anmietung: 

Ich habe mich entschieden, den Wagen bereits vor Reiseantritt zu buchen. Und das sollte man auf alle Fälle machen. Zum einen hat man – falls etwas nicht passt – einen deutschsprachigen Ansprechpartner, zum anderen wird die Karibikinsel gerade von Nostalgikern geflutet.  Wer Mietwagen vor Ort buchen will – das habe ich aus mehreren Quellen erfahren – bekommt kurzfristig gar nix.

Einen Mietwagen über eine der gängigen Preisvergleichs-Plattformen im Internet zu bekommen ist nahezu aussichtslos. Da bekommt man nur ein paar wenige, überteuerte Angebote. Stattdessen gibt es (in Deutschland) darauf spezialisierte Reiseunternehmen oder eigene Anbieter wie etwa Cubacar oder Kuba-Mietwagen, die mit den größeren Verleihfirmen auf Kuba (Havanaauto, Via Rent a Car, REX)  zusammen arbeiten.

Mehrere Arten von Mobilität: Fährt, fliegt, bewegt sich. (v.l.n.r.)
Mehrere Arten von Mobilität: Fährt, fliegt, bewegt sich, liegt. (v.l.n.r.)

Ich habe mich nach einem intensiven Angebots- und Preisvergleich für einen anderen, großen deutschen Vermittler entschieden. Einfach deswegen, weil ich bei Fragen/Problemen mit einem mir bekannten Namen und nicht mit einem kleinen Reisebüro kommunizieren wollte.

Die Bestätigung, dass ich für den gewünschten Zeitraum einen Mietwagen bekommen würde, dauerte übrigens drei Wochen. Das ist auch bei anderen Anbietern der Fall. Also: früh buchen. Es gilt übrigens der „normale“ österreichische Führerschein.

Die Preise

Ich habe für ein Auto der günstigsten Kategorie inklusive freien Kilometern und exkludiertem Selbstbehalt für sieben Tage rund 400 Euro bezahlt. Die Vollkaskoversicherung wird vor Ort extra gelöhnt und ist von der Fahrzeugkategorie abhängig. Bei unserem Wagen waren es 15 CUC (umgerechnet ca. 15 Euro) pro Tag. Das geht dann in 5-CUC-Schritten hinauf bis zum Luxus-SUV (das ich niemand empfehlen würde, es sei denn, man will als kolonialistischer Geldsack auftreten.) Die Kaution betrug 250 CUC, die via Kreditkarte abgebucht wurde.

Kraft diverser Preisvergleiche kann ich sagen: das sind die in Kuba für ein Basis-Autos üblichen Kosten. Inkludiert in der Vollkasko war übrigens auch eine Reifenschaden-Versicherung. Bei der Übernahme wurde uns aber erklärt, dass es die nicht gäbe. Nicht gut, da die kubanischen Straßen gerne auch einmal Kraterlandschaften ähneln können. Aber dazu später mehr.

Die Tankregelung

Normalerweise wird ein Mietwagen mit einer bestimmten Füllmenge an Sprit übernommen (meistens voll) und so auch wieder zurück gebracht. Nicht so in Kuba: hier gilt bei den Vermietern in aller Regel die Leer/Leer-Regel (Man darf aber bei der Übernahme gleich einen vollen Tank dazu kaufen. Sehr geschäftstüchtig.). Bei unserem deutschen Vermittler bzw. unserem Vor-Ort-Vermieter Via Rent A Car gab es hingegen die viel angenehmere Voll/Voll-Regelung. (Wer will schon mit einem nahezu leeren Tank durch Havanna tschundern?) Das wäre also ein: Tipp!

Der Mietwagen

Wie erwähnt nahmen wir ein Basis-Modell. Das ist in Kuba zur Zeit und für gewöhnlich ein Geely CK. Die eingedampfte China-Kopie einer ehemaligen Mercedes C-Klasse läuft im Straßenbild mittlerweile den Lada Nova- und Zhiguli-Derivaten den Rang ab – und scheint zumindest keine frustrierten Mietwagen-FahrerInnen zu hinterlassen.

Mehr als Beobachtungen kann ich zum Geely jedoch nicht bieten, da wir auf einen Peugeot 208, aktuelle Baureihe, upgegradet wurden. (Ein alternativloses Danaer-Geschenk, da der Kofferraum des Franzosen nicht imstande war, zwei Koffer zu schlucken.)

Der Mietwagen samt Hinweisgeber.
Der Mietwagen samt Hinweisgeber.

Aber egal, was wirklich wichtig ist:

Check den Mietwagen

Es kursieren in diversen Foren allerlei Horror-Geschichten aus der Mietwagen-Szene. Manipulierte Autos, gestohlene Rücklichter, angeordnete Werkstatt-Aufenthalte zu überhöhten Preisen usw. usf. Wer viele dieser Verdrießlichkeiten meiden will, sollte sich für den Check des Mietwagens wirklich Zeit nehmen. Konkret überprüft werden sollte:

  • Alle Lichter und Blinker
  • Sichtkontrolle der Reifen und des Motors, Ölstand
  • Ganz wichtig: Reservereifen vorhanden? Luft?
  • Erste-Hilfe-Kasten (hat bei uns gefehlt, ich hatte meinen eigenen mit.)
  • Der übliche Check auf Kratzer und Dellen.
  • Tipp bei der Rückgabe: Leihvertrag fotografieren.

Bei unserem Wagen war alles okay. Wie überhaupt sich der Peugeot 208 als ziemlich gut zusammen geschraubtes Auto erwies.

Kuba Mietwagen

Und noch ein wichtiger allgemeiner Hinweis: Eventuelle Strafmandate der Exekutive werden in Kuba  nicht direkt beim Organ bezahlt, sondern erst per Rechnung an der Mietwagen-Station. Eine schlaue Regelung, die Korruption hintanhält und in andere Länder exportiert werden sollte.

Apropos Polizei: Die ist auf Kuba am Straßenrand und im Umfeld der zahlreichen Durchfahrtskontrollen zahlreich vertreten und gewohnt, dass mögliche Delinquenten angesichts der Staatsmacht devot die Arschbacken zusammen kneifen. Also keine Mätzchen. Grundsätzlich aber sind die Damen und Herren sehr freundlich und hilfsbereit.

(Was ich bei einem Intensivkontakt anlässlich des Verlusts meines Reisepasses feststellen durfte. Zumindest kenne ich nun kubanische Polizeireviere und Verhörzellen am Flughafen von Havanna von innen – was ich gleich zum Anlass nehme, mich bei der Österreichischen Botschaft in Havanna für die prompte, freundliche Behandlung zu bedanken.)

In der österreichischen Botschaft in Havanna: So sieht einer aus, der ausgerechnet auf Kuba seinen Pass verliert. Dafür hat er jetzt einen fancy, schneeweißen Notpass.
In der Botschaft in Havanna: So sieht einer aus, der ausgerechnet auf Kuba seinen Pass verliert. Dafür hat er jetzt einen fancy, schneeweißen Notpass.

Und damit zurück zur Mobilität.

Die kubanischen Straßen

Geschwindigkeitslimits: 90 km/h Überland, 100 km/h auf der Autobahn. Die sollte man dringend einhalten, denn:

Kubanische Straßen halten allerlei Überraschungen bereit. Da wären zum einen die im Internet kursierenden Warnungen vor Schlaglöchern und anderen Plattenverschiebungen. Tatsächlich aber sind die (dreispurigen) Autobahnen ganz gut in Schuss. Streckenweise, zumindest. Dann tauchen plötzlich wieder elegische Schlagloch-Oasen auf, zwischen denen man jedoch mit etwas Übersicht und Gefühl  gut durchsurfen kann.

Typische Überlandstraße.
Typische Überlandstraße.

Achtung: Es gibt so gut wie keine Autobahnauffahrten, wie wir sie kennen. Stattdessen wird auf die klassische Kreuzung zurück gegriffen. Gut möglich also, dass vor einem ein Radfahrer die Autobahn quert.

Der allgemeine Straßenzustand ist auf den Überlandstraßen ähnlich, wie auf der Autobahn, also gut bis befriedigend. Mit dem wesentlichen Unterschied, dass man Schlaglöchern und Kratern schwieriger ausweichen kann. Dazu kommt jedoch ein Spezifikum: Auf kubanischen Landstraßen ist alles unterwegs, was Räder hat. Fahrräder, Rikscha-Taxis, Pferdekutschen, diverse Vehikel, die ihre frühere Bestimmung als Autos noch erahnen lassen, Überlandbusse und Freightliner (das sind die US-amerikanischen Langschnauzer-Lkw).

Typische Nebenstraße (teilweise).
Typische Nebenstraße (teilweise).

Richtige Kraterlandschaften fand ich nur auf Nebenstraßen. Die aber zeichneten sich durch derat tiefe Löcher aus, von denen der Unterboden meines Peugeot 208 noch lange erzählen wird.

Sei kein Kretin, fahr ordentlich Auto in Kuba.
Sei kein Kretin, fahr ordentlich Auto in Kuba.

In Summe gilt: Man sollte sich wirklich Zeit geben, um diese Gemengelage zu kapieren und seinen Rhythmus an dieses Real-Life-Computerspiel anpassen. Überholvorgänge wollen gut geplant sein, Kurven mit Reserve angetragen werden. Dann funktioniert das alles elegant und geschmeidig, denn:

Der kubanische Mobilist

lebt das Chaos aber ist kein Chaot. Kubanische Autofahrer sind von der entspannten Sorte, achten den Rechtsverkehr und beweisen in aller Regel große Übersicht. Herumgehupe und Gedrängle ist nicht,  wird eine Pferdekutsche überholt, wird artig geblinkt, Vorrangreglungen haben ihre Gültigkeit.

Havanna: Sehr klassischer Verkehr von oben betrachtet.
Havanna: Sehr klassischer Verkehr von oben betrachtet.

Einziges Manko ist der Zustand ihrer Gefährte. Ich bin mehrere Male mit Privat-Taxis mitgefahren und registrierte folgende Besonderheiten: Ins Wageninnere dringende Auspuffdämpfe, leckende Zusatztanks im Kofferraum, Lenkungen mit der Reaktionszeit eines Ozeandampfers, durchschlagende Federn, scheinbar in Sand gelagerte Kardanwellen, stoßgebetbetriebenes Gebrems. Das nur als Grundlage, um sich in die anderen Verkehrsteilnehmer hineinzuversetzen.

Route und Tanken

Mit einer Legende kann ich aufräumen, jener nämlich, dass es auf Kuba so gut wie keine Beschilderungen gibt. Das stimmt zumindest auf den Hauptverkehrsrouten und den größeren Städten nicht. Zwar sind die Schilder nicht so üppig gesät wie hierzulande, an den wesentlichen Abzweigungen und Kreuzungen ist aber an Information kein Mangel.

Die angegebenen Zeiten bei Google-Maps-Routenberechnungen kann man übrigens ins Reich der Phantasie verbannen. Auch wenn man gut voran kommt, sollte man pro Route ein Viertel der ausgewiesenen Zeit aufschlagen. Mindestens.

Grundsätzlich gilt: Wer auf Kuba unterwegs ist, sollte sich wirklich eine gute Straßenkarte zulegen. Besonders empfehlenswert – und zwar spätestens, wenn es darum geht, in Städten die gesuchte Casa Particular zu finden – ist diese GPS-Offline-Map (iTunes-Store um 4,99 Euro). Die hat tatsächlich immer funktioniert.

Cat-Content.
Cat-Content.

Zum Schluss noch ein Hinweis zur Betankung: Es gibt ein nicht gerade dichtes, aber doch vorhandenes Tankstellennetz mit Super- und Normalbenzin. (Der verzapfte Schweröl-Diesel scheidet für Pkws aus.) Doch nicht jede Tankstelle hat immer Benzin. Also sollte man bereits bei mindestens viertelvollem Tank die nächste Zapfsäule ansteuern.

Zum etwas komplizierten Prozedere: Man geht zuerst zum freundlichen Herren im Tankstellen-Kabäuschen und sagt ihm, wie viel man zu tanken gedenkt. Dann erst wird die Zapfsäule freigeschaltet. Danach wird gezapft und bezahlt. Hinweis: Der Zapf-Automatik-Stopp funktioniert meist, aber nicht immer.

Ich hoffe, dass aufgrund dieser Hinweise die Kuba-Mietwagenreise der geneigten Leserinnen und Leser funktioniert. Wer weitere Tipps und Hinweise hat: Im Forum gilt die Dauerparkerlaubnis.

1 Kommentar

  1. Toller Reisebericht. 😀 So eine Reise wäre auch für meinen Mann und mich spannende. Meinen Mann vor allem um Zigarren Plantagen zu besuchen und ich würde gerne die weissen Strände besuchen. 🙂

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