Warum, Winnetou?

Arbeitsausflug für DIE ZEIT zu den Winnetou-Spielen in der Arena Wagram. Früher war das der Ort, an dem der edle Apachen-Häuptling unter Zuhilfenahme aller verfügbaren Pferdestärken und nicht ohne seinen Blutsbruder Old Shatterhand der Gerechtigkeit zum Sieg verhalf.

Der Wilde Westen eben, wie ihn Karl May in seinen Romanen entworfen hatte. Eine moralisch aufgeladene Abenteuer-Story mit dem gewissen Ausgang. Bislang war das bloß Trivial-Literatur, über die der Bildungsbürger indigniert die Nase rümpfte – und im konkreten Fall eine Autobahn-Ausfahrt weiter Richtung Klassik-Festival in Grafenegg abbog.

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Winnetou kämpft, vor allem mit sich selbst. Old Shatterhand schlägt sich mit Erkenntnis und persönlicher Entwicklung nicht lange herum. Er vertraut stattdessen auf seinen Henry-Stutzen. Foto: Christopher Mavrič

Doch seit kurzem fliegen in Feuilletons und Sozialen Medien die Tomahawks tief. Nichts als Klischees und und Stereotype würden über die Ureinwohner Nordamerikas bei den immerhin zehn Karl-May-Festspielen im deutschen Sprachraum verbreitet werden.

Allein schon der Begriff „Indianer“: der sei toxisch und würde die kulturelle Vielfalt der Native Americans ausblenden. Und dann wäre da noch die Sache mit der Cultural Appropriation, diesem Identitäts-Diebstahl, den Bleichgesichter begingen, wenn sie sich als Indigene kostümierten.

Letzteres sorgte bereits erfolgreich dafür, dass sich das Kostüm „Indianer“ in Deutschland im Ranking der beliebtesten Faschings-Verkleidungen nur noch am vorletzten Platz findet. Und man mag sich gar nicht vorstellen, was passiert, wenn im Montessori-Kindergarten in Wien Neubau ein Knirps mit Zopfperücke und Silberbüchse auftauchen würde. Einfach so, weil er das will.  Ich vermute mal ein größeres Powwow im Elternverein.

Kurzum: Es steht nicht so gut um das Erbe Karl Mays. Grund genug, bei Winnetou und Old Shatterhand vorbei zu schauen, um sie zur heiklen Causa zu befragen. Die Antworten, nicht zuletzt auf die Frage, warum man sich das eigentlich jeden Sommer antut, sowie einige Höhepunkte der Spektakel-Fotografie von Christopher Mavrič sind in der aktuellen Ausgabe der ZEIT Österreich zu finden.

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