Sadomasochismus also. Das letzte Mal, dass ich bei einem Bondage-Jour-Fixe war, ist schon etwas länger her. Irgendwann in einem meiner früheren Leben muss das gewesen sein. 17. oder 18. Jahrhundert, ungefähr. Zeit, im Zuge einer Reportage für DIE ZEIT die Erinnerungen aufzufrischen.
Mehrere Abende verbrachte ich nächst des Naschmarkts in der strengen Kammer des SMart Cafés, sprach mit Aktiven und holte Erkundigungen zu einem Verein ein, der den Sadomasochismus vor 30 Jahren quasi nach Wien gebracht hat: die Libertine.
Gelernt habe ich einiges, etwa, dass der Sadomaso-Stammtisch mir der liebste Stammtisch meines aktuellen Lebens war. Pensionisten, Studentinnen, Bio-Fexe, Informatik-Typen, Sozialarbeiter, Verkäuferinnen oder Vermögensberater fanden sich hier ohne Arg zusammen, um sich argumentativ ziemlich flexibel und mit spürbarer Achtsamkeit gegenüber den Meinungen des Gegenübers auszutauschen.
Dass viele von ihnen auch noch Humor hatten, sich mit milder Ironie bedachten, war exakt nicht das, was ich von einer Gruppe Menschen erwartet hatte, deren sexuelle Neigungen nun nicht gerade in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind:
Sadomasochisten.
Genauer: die BDSM-Szene, was so ziemlich alles abseits von DIN-Sex und Missionarsstellung sein kann. Ein weites Feld, also. Warum sich also manche Menschen gegenseitig Schmerzen zufügen, gerne mal die Domina geben, sich lustvoll stöhnend von der Decke baumeln lassen und was „Fifty Shades of Grey“ in der Szene für Spuren hinterlassen hat, ist in dieser Reportage, die ich anlässlich des dreißigsten Jubiläums der Libertine, angefertigt habe, nachzulesen.
Die Fotos in der Print-Ausgabe der ZEIT, in der die kunstvollen Ergebnisse des Bondage-Seminars im SMart Café zu begutachten sind, hat Christopher Mavrič angefertigt.