Dem Künstler auf der Spur

Der „Tag der offenen Tür“ ist ja bekanntlich der Armin Assinger unter den institutionellen Selbstinszenierungen. Man weiß, was man bekommt. Es tut nur ein bisserl weh. Und manchmal ist es ja ganz nett. Die Codes sind vertraut: Die jeweilige Einrichtung zeigt sich so, wie sie eigentlich nicht ist, nämlich als Mitarbeiter gewordene Hagiographie. Der Besucher weiß das, setzt sich aber, sozial kompetent wie er nun einmal ist, der vertrauten Mischung aus Soletti-in-Plastikbecher-Arrangements, Schautafel-Slalom und Erklär-Parcours aus. Zurück bleibt eine feiste, von Foldern, Give-Aways und allerlei Zetteln gebeulte rechte Jackentasche – und das schale Gefühl, wieder einmal nicht die richtigen Fragen gestellt zu haben.

Nur Antworten lieferte hingegen der im Rahmen der Vienna Art Week durchgeführte „Open Studio Day„. Dutzende private Ateliers vor allem junger Künstler und Künstlerinnen gab es da in ganz Wien zu besichtigen, dazu die Förderateliers des Bundes im Prater, in der Westbahnstraße (9 Ateliers) sowie in der Wattgasse (11 Ateliers). Ein klassischer Location-Overkill also, der am Samstag zwischen 12 Uhr und Open End sowie unter Mithilfe von Google Maps einer Erledigung zugeführt wurde. In jedem der Gemeinschafts-Ateliers – dazu zählte auch das von einem Kulturverein betriebene „weiße haus“ in Wien Meidling – führte ein Kurator die Besuchergruppen durch die Studios, in denen die Künstler ihre Werke präsentierten und einen kurzen Einblick in ihr Schaffen gewährten.

Doch das trat angesichts dieser Gemengelage aus schrägen, bunten, schüchternen, verwachsenen, luziden, eigenwilligen, versonnenen Persönlichkeiten, die hier anzutreffen waren, immer wieder in den Hintergrund. Reiche Ernte für Menschenkundler. Dass die teils weiträumigen, prächtig beheizten Ateliers des Bundes auch ein schönes Statement des „offiziellen Österreichs“ dafür sind, die Nachwuchshoffnungen nicht verkommen zu lassen, nehmen wir dankbar zur Kenntnis.

Ziemlich erstaunt nahmen die verhältnismäßig komfortablen Arbeitsbedingungen die ausländischen Kuratoren und Kuratorinnen zur Kenntnis, die zum Open Studio Day geladen waren. (Wir verweisen an dieser Stelle dennoch auf den „Tag-der-offenen-Tür-Bias“ und erinnern an jene Künstler-Existenzen, die nicht in den Genuss einer Förderung des Bundes kommen).

Dennoch: Tolle Impressionen, nachvibrierende Erfahrungen, die Solettis waren gut.

art week viennaKurator & Künstler

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Arbeitsplatz

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Wurststrauß

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Kuratoren-Slipper (Liverpool)

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Künstlerinnen-Ankle-Boots 

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